Fall des Monats
Kater Willi
Opfer eines Tierquälers
Es muss in der Nacht vom 19. auf den 20. Januar 2022 passiert sein. Was sich genau ereignet hat, wird wohl nie ganz geklärt werden. Fakt ist, dass sich der 4.5 jährige Kater „Willi“ schwere Verletzungen zugezogen hatte.
Seine Halterin fand ihn gegen drei Uhr früh. Am Morgen brachte sie ihn in die Kleintierklinik S. AG nach Flamatt.
Für den Arzt war rasch klar, dass die Verletzungen nicht die Folgen eines Sturzes aus grosser Höhe waren und ebenso wenig von einem Autounfall stammen konnten. Nur ein Mensch könnte sie verursacht haben. „Willi“ wurde sofort operiert.
Es war ein schwieriger und langer, jedoch ein erfolgreicher Eingriff.
Anfang Februar konnte „Willi“ wieder in die heimische Obhut entlassen werden.
Sein Zustand verbessert sich stetig, bald schon wird der Kater wieder auf Mäusejagd gehen.
Unendlich langer Weg zum Ziel
Ende der Geschichte? Hoffentlich für „Willi“.
In der Kleintierklinik geht die dramatische Geschichte des Katers jedoch nicht spurlos vorüber.
Man ist sich bewusst, dass das Verhalten der Menschen in Sachen Tierwohl keineswegs dem entspricht, was man von der zuweilen als Krone der Schöpfung apostrophierten Spezies eigentlich erwarten dürfte.
Die Menschheit verzehrt jährlich Unmengen Fleisch;
tierische Produkte werden quer über den Erdball importiert und exportiert. Die Folgen für Umwelt und das bereits erwähnte Tierwohl sind fatal.
Nur mit industrieller Tierhaltung (sprich Massentierhaltung) und allen daraus folgenden Konsequenzen (u.a. Kraftfutter, genetisch veränderte Futtermittel, überstrapazierte Böden) ist unser Bedarf zu decken.
Und nur mit unnatürlichen Überzüchtungen wird man völlig widersinnigen Lifestyle-Ansprüchen gerecht.
Es tut sich derzeit auf verschiedensten Ebenen zwar einiges in diesen Bereichen, aber der Weg zum Ziel ist sehr lange und sehr beschwerlich.
Spagat zwischen „Willi“ und der Welt
Die Klinik-Equipe weiss, dass der Spagat zwischen dieser globalen Situation und dem Leiden eines einzelnen Tieres riesig ist.
Im Fokus deren Tätigkeit steht aber das Wohlbefinden eines einzelnen Patienten. Wurde nun Kater „Willi“ tatsächlich von einem Menschen gequält, so ist dieses Verhalten angesichts der sonst schon dramatischen Lage auf der Welt umso unverständlicher und verwerflicher.
Es ist ein Tropfen mehr in einem Fass, das bereits überläuft. Ein Tropfen, der das Gefühl von Machtlosigkeit zusätzlich verstärkt.
Wikipedia definiert den Mensch so: „Der Mensch ist nach der biologischen Systematik eine Art der Gattung Homo aus der Familie der Menschenaffen, die zur Ordnung der Primaten und damit zu den höheren Säugetieren
gehört.“ Ist wirklich ein Mensch am tragischen Schicksal von „Willi“ beteiligt, so müsste eigentlich die zweite Silbe des Begriffs „Menschenaffen“ besonders betont werden.
Doch selbst Affen verhalten sich nicht so widerwärtig unmenschlich...